Geschichte und Entstehung

Alles jubelt, alles lacht: Wir haben eine Tönsbergwacht!

Unter diesem spontan gewählten Motto trat am frühen Morgen des Schützenfestmontages 1967 zum ersten Male eine Gruppe von Schützen in grünen Hemden, Kniebundhosen und roten Stutzen auf den Plan. Im Sinne ihres Leitmotivs belebt die im Laufe der Jahre verjüngte Tönsbergwacht bis heute jährlich den Montagmorgen – Spaß der Schützen mit ihren Ideen, die das Schützenvolk zum Lachen bringen.

Wie entstand die Tönsbergwacht?

„Sinnend stand Heinz Meiser in seinem Garten. Sein Blick fiel auf das Gartenedelweiß. Das Bild eines Salontirolers entstand vor seinem inneren Auge, aber er verwarf den Gedanken. Wenn wir etwas machen, dann muss es ortsbezogen sein, dachte er. Ideenträchtig machte er sich auf den Weg zu Günther Bunte. Sie spannen die Überlegung fort. So wurde in einer glücklichen Stunde die TÖNSBERGWACHT geboren.“

Da man nun aber auch noch Mitglieder für die Tönsbergwacht benötigte erging am 03. Juli 1967 folgender Aufruf an das Schützenvolk:

 

Aufruf

an alle bergfreudigen Oerlinghauser

Die erst kürzlich gegründete und am heutigen Tage erstmals an die Öffentlichkeit tretende Stammabteilung der

TÖNSBERGWACHT

sucht dringend weitere Freiwillige für ihren Dienst.

 

Als bevorzugte Bewerber werden eingestellt zur Verwendung im:

 

Bergaufsichts- und Suchdienst

Altbürger- und Meister, die alle Wege und Schliche kennen- Professionelle Waidgenossen, die im Jagen auf und mit Anstand geübt sind und vor nichts zurückschrecken. Langgediente Ober-, Stabs- und Stabshauptgefreite, die auch in verzwickten Lagen Ruhe und Übersicht bewahren- (Gefreite werden wegen des bereits angerichteten beträchtlichen Flurschadens nicht zugelassen!) Alte Germanen mit guter Ortskenntnis, soweit noch läufig und trinkfest (Bärenfell und Methorn mitbringen!) – Gelände – und auch in der Regel kundige Amts- , Schieds-, und Linienrichter mit besonderen Kenntnissen im Schlichtungsverfahren.

 

Sanitätsdienst

Alle praktisch ausprobierenden und im Alkoholtest versierten ehemaligen Unter-, Ober-, und Stabsärzte – Apotheker und Drogeristen zur beratenden Unterstützung derselben, soweit es sich darum handelt, zur rechten Zeit die rechten Mittel wirksam werden zu lassen – Laienhelfer – und auch Helferinnen von Rot – und Blaukreuzverbänden, die mit Labeflaschen wiederbelebenden Inhalts ausgerüstet sein und etwas von Stützungstherapien verstehen müssten.

 

Nachschubwesen

Erfahrene Spediteure (möglichst im Obersten-Rang) steht auch hier Karriere offen – Männer der DB, soweit sie den beschwerlichen Aufstieg von der Talstation zum Einsatzort nicht scheuen! – Alle alten Esel, die sich noch vor unseren Karren spannen lassen.

 

Abschleppdienst

Geländegängige Kadetts, Kapitäne, Commodore und Admirale, die noch bergtauglich sind (runter geht´s von selber) – Frauen, die durch 3-tägige harte Alkohol-Vernichtungs-Welle darin geübt sind, Vollbeladene sicher abzuschleppen

 

Zeug- und Verpflegungsamt

Schneider und Schuster, soweit sie der TÖNSBERGWACHT etwas am Zeuge zu flicken imstande und noch vollhandwerklich tätig sind; evtl. aber auch solche, die das „do-it-yourself“ vollendet beherrschen.

 

Hersteller und Konfektionäre von Unterkunfts- und Bekleidungstextilien

Die sparsam und noch rentabel zu wirtschaften verstehen – Bäcker die sich nicht nur auf „kleine Brötchen“ verstehen und Fleischer, möglichst vollgewichtig

 

Nachrichtenwesen

Inhaber von Zeitungs- und Bierverlägen, soweit ortsansässig, die mit kleiner (Werbe-)Wirkung große Erfolge erzielen und die TÖNSBERGWACHT (werbe-)wirksam unterstützen können – Spitzen-Fachkräfte des freischaffenden Installationsgewerbes mit Ingeneur-Examen und besonderen Kenntnissen in der Feuchtraum-Isolation

 

Unter bestimmten Voraussetzungen können auch angenommen werden:

Alle ehemaligen Majestäten, einschließlich amtsmüder Bier-, Wacholder-, Kino-, und Lottokönige – Bisher nicht genannte Angehörige der „Hautevolaute“, soweit sie wenigstens am Schützenfest „unters Volk“ gehen und etwas dafür übrig habe – Auf Flaschen gezogene „Alte Jagdväter“, Herforder oder sonstige Edelpilze und andere (Bier-)Marken, sowie alle sonstigen materiellen Zuwendungen, die geeignet sind, den Geist und den körperlichen Zustand der TÖNSBERGWACHT nach hartem Einsatz wieder aufzufrischen!!!!!

 

Einstellungsbedingungen:

Der zu erfüllende „Härtetest“ fordert mindestens einmal wöchentlich die Bezwingung der „Eigernordwand“ mit nächtlichem Biwak auf dem Gipfel (Tönsbergshöhe), dabei muss der gefährliche Abstieg auch bei Nacht geübt sein. Als Zeichen des bestandenen Tests darf äußerlich sichtbar das vom Sektions-Chef und Hüttenwirt verliehene „Tönsberg-Edelweiß am Stiel“ getragen werden.

Da die TÖNSBERGWACHT zugleich Aufgaben des Natur- und Flurschutzes übernimmt, müssen auch Grundkenntnisse der Botanik gefordert werden, und zwar sowohl Artbestimmung von besonderen Gattungen der Heimischen Flora, wie z.B. Schwengelbirke, Tulpen, usw. als auch Standorte von Edelpil(z)sen (vor allem Stein-Pil(z)se) und Korn und Wacholder (Flaschen).

 

Melde – und Annahmestelle:

Heute, 03. Juli 1967, nach der dienstplanmäßigen Brotzeit vor der Theke (Nähe Blechecke)

 

TÖNSBERG – HEIL !!!

gez.   WITTPOTT

(Ober-„Wacht“-meister)

 

 

Die Gründungsmitglieder der Tönsbergwacht im Jahre 1967